Das Haus in Montevideo oder

Wie finde ich im Chaos einen Weg zum Leben

von Thomas Simon

Da geht er mit der Mutter zur Billebrinkhöhe zum Gottesdienst, weil der kleine Junge es toll findet, zehn Pfennig in den Kollektenkorb zu legen.

Da geht er zwei Jahre einmal die Woche alleine zur Billebrinkhöhe, weil man das so macht mit der Konfirmation und die Eltern zufrieden sein sollen.

Und dann erlebt der jetzt nicht mehr so ganz kleine Junge, dass er nicht aus sondern in die Kirche konfirmiert wird. Es geht weiter, weil Frau Schlottmann eine Jugendgruppe anbietet.

Über mehrere Jahre – in den Siebzigern – gehen regelmäßig jeden Dienstagabend mehrere Jugendliche in die Kirche. Frau Schlottmann fasziniert diesen Trupp Jugendlicher mit den verschiedensten Angeboten einer attraktiven Jugendarbeit. Für die Jungs ist es gut, dass auch Mädchen dabei sind und natürlich umgekehrt. Alle finden gute Wege, miteinander Freizeit zu gestalten, miteinander Spaß zu haben und auch, nicht nur, weil die Mädchen es so wollen, miteinander zu reden. Toll ist es besonders dann, wenn man die ersten Feuer der Liebe erlebt.

Das Leben geht weiter, alle werden älter und neue Angebote kommen hinzu. Auf irgendeiner Gemeindeversammlung bietet eine fremde Holländerin an, eine Theatergruppe für Jugendliche zu bilden. Kein Konkurrenzangebot, nein, man trifft sich mit Frau Maat ab sofort am Donnerstag.

Eine weitere tolle Zeit beginnt mit vielen wahnsinnigen Aufführungen an der Billebrinkhöhe und auch in Lübeck. Oft lebt der Trupp so wie im Haus in Montevideo oder besser wie im Haus des „tugendhaften“ Professors. Neun chaotische Kinder gilt es hier zu bändigen z.B. bei Tomatensuppe, dessen Namen die Frucht dem Glauben verdankt, dass ihr Genuss zärtliche Gefühle erwecke. Solche und andere Weisheiten, die kein Heranwachsender wissen will, kann man wahrnehmen. Aber eher will er und sie wissen, wie er du sie mit den zärtlichen und anderen Gefühlen umgehen soll.

Da ist das Theaterspielen schon eine sehr gute Form und Hilfe, all das Verrückte, Spannende und Aufregende der Jugendzeit zu erkennen, zu verarbeiten und in ein gelingendes Erwachsenenleben einmünden zu lassen.

So spielen manche immer noch erfolgreich Theater auf der Billebrinkhöhe und der kleine Junge von damals ist in der Kirche geblieben und verdient hier gerne seinen Lebensunterhalt bei einem diakonischen Träger.

Alles Gute und Gottes Segen zum Jubiläum wünscht gerne Thomas Simon