Die Bille-Kirche: Gemeinde offen für Menschen mit Behinderungen

Familienkreis '86 – nach der Konfirmation in der Marktkirche fanden 12 Familien mit ihren Jugendlichen hier das gemeindliche Zuhause für ihre monatlichen Treffen.

Aber das war gar nicht der Anfang. Der liegt in der Zugehörigkeit der Familie Jung zu dieser Gemeinde und in der Würdigung, die die Kunstwerke ihrer Tochter Heidi hier fanden – sichtbar bis heute in den großen Antependien, die von Frauen des Bastelkreises nach Entwürfen von Heidi Jung geschaffen wurden.

Und die Tradition offener Gottesdienste, die stadtweit einluden, ein theologisch weites und integratives Gemeindekonzept, und in dieser Gemeinde lebende aktiv mitwirkungsbereite Menschen – das sind die Grundlagen für die integrative Arbeit, die hier seit 19 Jahren – fast die Hälfte des Alters des Gemeindezentrums wuchs.

Getragen von ehrenamtlichen Mitarbeitenden aus der Gemeinde lebt der Familienkreis bis heute und erfährt gegenwärtig wieder ein lebendiges Wachstum.

Seit 1986 ist die Bille zum Zentrum der stadtweiten integrativen Konfirmandenarbeit geworden. Alle zwei Jahre erleben wir hier ein großes Fest ihrer Konfirmation. Der Unterricht ist so gestaltet, dass es darin auch zu Begegnungen mit den Jugendlichen aus der Billebrinkhöhe oder Konfirmanden aus anderen Gemeinden  kommen kann. Familienseminare mit den Eltern und Geschwistern der Konfirmanden vertiefen den Unterricht in Gottesdiensterfahrungen und formen die Gemeinschaft zu einer kirchlichen Gemeinde. Und diese wirkt  dann auch wieder in die Bille zurück.

Nicht sehr häufig – aber doch 3-4 mal im Jahr – feiert diese Gemeinschaft aus der ganzen Stadt mit der Gemeinde hier integrative Gottesdienste. Sie sind erlebnishaft gestaltet und getragen von dem Konzept, dass unsere Körper die Basis unseres Lebens und unserer menschlichen Begegnung ist. Sie bieten uns an, der Nähe zueinander noch mehr Chance zu geben.

Neben dieser direkt kirchlichen Arbeit haben im Laufe der Jahre immer mehr Menschen mit Behinderung im Gemeindezentrum den Ort für ihre Begegnungen gefunden:

Zweimal im Monat kommen nachmittags Menschen mit schweren Behinderungen und ihre Begleitpersonen zur integrativen Körperarbeit zusammen. Sie üben sich dabei, sicherer zu werden in der Selbstwahrnehmung, im Vertrauen und im sozialen Verhalten.

Manche Gruppen, die gemeinsam Urlaub machen wollen, und deswegen über das Behindertenreferat der Stadtkirchenverbandes Ferienfreizeiten durchführen, treffen sich im Gemeindezentrum vor und nach der Freizeit zum Kennenlernen, zur Vorbereitung und zum Nachfeiern.

Begleitpersonen, die mit den behinderten Leuten zusammen in die Freizeiten fahren, treffen sich zusätzlich zu Schulungsabenden.

Ein Gruppe von Familien – aus früheren Konfirmandenarbeit hervorgegangen – trifft sich etwa alle zwei Monate, um mit ihren Söhnen und Töchtern das spätere selbstständige Wohnen und Leben mit Betreuung vorzubereiten. Sie nennen sich Die Fische.

Wie so eine Wohngemeinschaft leben kann, können wir im ehemaligen Pfarrhaus am Gemeindezentrum (Billebrinkhöhe 70) sehen. Seit 2002 wohnen dort sechs Menschen mit sehr unterschiedlichen Behinderungen. Die Gemeinde hat das Haus für sie umgestaltet und renoviert. Betreut werden sie vom „Integrationsmodell, Ortsverband Essen, e.V.“.

Für sie ist das Gemeindezentrum Billebrinkhöhe also buchstäblich zum Zuhause geworden.

Menschen, die behindert sind und Betreuung brauchen, sollen nicht mehr in großen Heimen ausgesondert von normalen Leben wohnen müssen sondern inmitten der anderen.

Kirchengemeinden können ein guter Ort sein für sie.

Die Bille ist so ein guter Ort: eine moderne Gemeinde.